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Asbestsanierung in einem reetgedeckten Einfamilienhaus in Wardenburg-Tungeln

In einem reetgedeckten Einfamilienhaus in Wardenburg-Tungeln waren an den Dachschrägen des ausgebauten Wohnbereichs Asbestsilikatplatten verbaut.

Die Einbausituation war dabei besonders herausfordernd: Das Gebäude verfügt über ein Krüppelwalmdach auf Sparren, in den Ausfachungen befand sich Mineralwolle (alte, krebserzeugende Mineralwolle), davor waren raumseitig Asbestsilikatplatten montiert, gefolgt von Polystyrol-EPS-Dämmungen und geschlossenen Holzpaneelen.

Aufgrund dieser mehrschichtigen Konstruktion waren die Asbestplatten zunächst schwer zu erkennen, und ein Ausbau war entsprechend kompliziert zu planen. Jeder Arbeitsschritt hätte besonders vorsichtig erfolgen müssen, um eine Freisetzung von Asbestfasern zu vermeiden und bei der Demontage der asbestfreien Bauteile die dahinterliegenden Schichten nicht zu beschädigen.

Fehlende Sanierungsfachplanung

Die beauftragte Fachfirma mit entsprechender Zulassung im Umgang mit Asbest hatte die Arbeiten aufgrund fehlender Sanierungsfachplanung fehlerhaft ausgeführt. Die Sanierungsbaustelle war nicht korrekt eingerichtet, und vorsorgliche Schutzmaßnahmen wurden nicht eingeplant. Nach Abschluss der Arbeiten waren gemäß TRGS 519 Freigabemessungen erforderlich, die das Fachunternehmen selbst beauftragen wollte. Die Eigentümer waren jedoch unsicher, ob die Arbeiten fachgerecht durchgeführt worden waren, da es auch im Umfeld – außerhalb des Schwarzbereichs – zu erheblichen Staubkontaminationen im zum Zeitpunkt der Sanierung bewohnten Erdgeschoss gekommen war. Ich wurde schließlich hinzugezogen, um die Situation zu bewerten, die Arbeiten zu überprüfen und gegebenenfalls fachlich abzunehmen.

Die fehlerhafte Sanierung betraf etwa zwei Drittel des Dachraums. Im Dachraum wurden trotz intensiver Reinigung durch die Sanierungsfachfirma Bruchstücke der asbesthaltigen Silikatplatten vorgefunden. Ein wesentlicher Fehler in der Sanierungsdurchführung lag in einer mangelnden Abklebung nicht reinigbarer Bauteile, wie z. B. der Holzdielen, und einer vermutlich nicht ausreichenden Luftführung mit entsprechendem Unterdruck.

Reinigung Bruchstück Asbestsilikatplatte

Gefahr durch Querkontamination durch Asbestfasern

Auf Wunsch der Eigentümer sollten zunächst orientierende Raumluftmessungen durchgeführt werden, bei denen stark erhöhte Asbestfaserbelastungen in der Raumluft von bis zu 17.000 F/m³ (zulässig nach Sanierung < 500 F/m³ Raumluft) nachgewiesen werden konnten. Die Sanierung musste somit als nicht erfolgreich betrachtet werden. Aufgrund der hohen Staubbelastung in den Räumen nahe dem Treppenaufgang im Erdgeschoss bestand zudem die Möglichkeit von Querkontaminationen durch Asbestfasern in den genutzten Wohnräumen, weshalb dort ebenfalls Messungen durchgeführt wurden. Bei diesen Messungen konnten jedoch keine erhöhten Faserkonzentrationen und in den weiterhin entnommenen Tupfproben keine Asbestfasern nachgewiesen werden.

Schadstoffgutachten-am-Haus

Auf Basis der Messergebnisse und der vorgefundenen Situation im Dachraum wurde ein Reinigungskonzept erstellt, dieses mit den zuständigen Behörden abgestimmt und ein geeigneter Fachunternehmer gemäß TRGS 519 für die Durchführung der Reinigung ausgewählt. Die anschließenden Reinigungsarbeiten im Schwarzbereich dauerten rund zwei Wochen und stellten insbesondere an die lüftungstechnischen Maßnahmen einen hohen Anspruch. Die offenporige Struktur des Reetdaches ließ über den gesamten Sanierungszeitraum keinen ausreichenden Unterdruck erzielen, obwohl die Anzahl der notwendigen Unterdruckhaltegeräte und die theoretisch erzielbare Luftwechselrate um ein Vierfaches erhöht wurde.

Untersuchung-Promatplatte-Dach

Begleitung bei der Sanierung

Nach Abschluss der Reinigung und visueller Nachkontrolle konnten erneut Messungen durchgeführt werden, die zeigten, dass die Asbestfaserkonzentrationen deutlich unter 500 F/m³ lagen. Der sanierte Bereich konnte somit als asbestfrei freigegeben werden.

Parallel erfolgte die Planung der Sanierung für den verbleibenden Bereich. Alle geplanten Arbeiten wurden mit den zuständigen Behörden abgestimmt, da die erforderliche Unterdruckhaltung von 20 Pa voraussichtlich auch hier nur schwer zu erzielen sein würde. Die Sanierungsbereiche wurden verkleinert, um die zu erzielenden Werte für den Unterdruck nahezu erreichen zu können. Vorarbeiten erfolgten bereits im Schwarzbereich, um bei unvorhergesehenen Komplikationen bereits entsprechende Schutzmaßnahmen verfügbar zu haben. Die erhöhten Mehrkosten für die länger vorgehaltene Einrichtung relativieren sich um ein Vielfaches durch die daraus resultierende deutlich verkürzte Reinigungszeit.

Auch diesen Bereich habe ich während der Sanierung begleitet, inklusive der Freimessung, sodass der Dachraum anschließend vollständig asbestfrei an die Eigentümer übergeben werden konnte.

Dieses Projekt zeigt, wie wichtig fachgerechte Planung, Durchführung und Überprüfung bei der Asbestsanierung sind – nicht nur für die Sicherheit der Bewohner, sondern auch für einen reibungslosen Ablauf bei komplexen Bauvorhaben.